Judith

Kleiner Bericht vom SES 2015

 

SES (Somera Esperanto Semajno) in der Stadt Martin in der Slowakei. Vom 11. bis 19 Juli 2015 sind Gustav und ich dort. Neun Tage lang jeden Vormittag Unterricht (ich auf Stufe B1 bei Peter Weide, Gustav auf Stufe C1 bei Bertilo) IMG_3592und nachmittags interessante Vorlesungen oder Ausflüge und abends Konzert oder Theater. Alles in Esperanto. Mit uns sind etwa 200 andere Leute dort, der jüngste Teilnehmer ungefähr 12, die älteste fast 90 Jahre alt. (Manche haben auch ihre Kleinkinder dabei.) Sie kommen aus ungefähr 25 Ländern hierher und das ist die bunteste Mischung, die man sich vorstellen kann.

Wir wohnen, wie die meisten, hier in einem typisch sozialistischen Plattenhochbau, der normalerweise als Internat für Medizinstudenten genutzt wird. Jeweils bis zu 10 Leute teilen sich ein Bad mit zwei WasIMG_3576chbecken, einem WC und einer kleinen Dusche. Die Schule, in der der Unterricht stattfindet, ist in einem für deutsche Verhältnisse kaum tragbaren Zustand. Und das Essen in der Mensa ist – naja – nahrhaft.

Kann man sich vorstellen, dass wir uns hier trotzdem wohlfühlen? Die Stimmung ist einfach sagenhaft! Im „koncertejo“ machen Leute Musik. Einfach so, nur für sich selbst, mit so einer kleinen Gitarre und Gesang. Keine Lieder – einfach so Musik. Im Gang davor wird Tischtennis gespielt. Irgendwo pfeift einer vor sich hin. Du weißt nie, wem du beim Essen gegenüber sitzen wirst, aber es gibt immer ein angeregtes Gespräch mit interessanten Leuten und Geschichten. Die meisten haben vegetarisches Essen bestellt. Die jungen Leute sitzen zusammen und spielen Tischspiele oder Rollenspiele. Einer, der fließend spricht, unterhält sich geduldig mit einem Anfänger, der stammelnd nach den richtigen Wörtern in seinem Gedächtnis sucht. Alte Leute umarmen sich und strahlen aus Freude über ein Wiedersehen.

Irgendwie kriegt man das Gefühl: Es könnte alles so schön sein! Ich meine – auf der ganzen Welt. Das Zusammenleben. So hab ich das noch nie erlebt!IMG_3578

Wenn es nur nicht gar so heiß und schwül wäre! Und das Esperanto-Sprechen nicht mehr gar so anstrengend! Letzteres wird jeden Tag leichter. Natürlich freue ich mich auch wieder auf zuhause, auf das eigene Bett, den Garten, Privatheit. Schade, dass es so weit ist bis hierher und ich so ungerne reise. Vielleicht komme ich sogar trotzdem mal wieder?

 

Judith Neumair